Selbsthilfegruppe
Morbus Menière
Versmold
Klassifikation nach ICD-10 |
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H81.0 |
Menière-Krankheit |
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Bei der Menière-Krankheit (Morbus Menière) handelt es sich um eine Erkrankung des Innenohres, die gekennzeichnet ist durch Anfälle von Drehschwindel, einseitigem Hörverlust und Ohrensausen (Tinnitus). Treten diese drei Symptome gemeinsam auf, spricht man von der Menière'schen Trias. Die genaue Ursache des Morbus Menière ist nicht bekannt. Es gibt eine große Zahl von Behandlungsmethoden, die den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können, jedoch zum Teil kontrovers diskutiert werden.
Die Erkrankung tritt meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf und betrifft Frauen etwas häufiger als Männer.
Der Name geht auf den französischen Arzt Prosper Menière (Paris, 1799–1862) zurück.
Menière-Anfälle treten schubweise auf und wiederholen sich in der Regel in unterschiedlichen Abständen. Zwischen den einzelnen Anfällen können auch mehrere Jahre lange Intervalle liegen. Es ist auch möglich, dass nur ein oder zwei Anfälle im Leben eines Patienten auftreten. Nicht selten beginnt die Krankheit ohne komplette Menière'sche Trias, d.h. es treten nur Hörverlust und Tinnitus oder Schwindel allein auf, ein klassischer Menierè'scher Anfall tritt erst später auf. In diesen Fällen kann allenfalls der Verdacht auf eine sogenannte "monosymptomatische Menière'sche Erkrankung" geäußert werden, z. B. bei rezidivierenden Hörstürzen. Erst wenn dann ein klassischer Menière-Anfall auftritt, kann die Diagnose als gesichert gelten.
Typisch für einen Menière-Anfall ist heftiger Drehschwindel mit Übelkeit und Erbrechen. Der Drehschwindel hält minuten- bis stundenlang an und kann so stark sein, dass der Patient nicht mehr stehen kann. Der Schwindel wird bei Bewegung schlimmer, ist aber auch in Ruhe vorhanden. Die Patienten bemühen sich daher, den Kopf völlig ruhig zu halten.
Zwischen den Anfällen werden keine Gleichgewichtsstörungen empfunden. Viel längere oder viel kürzere Schwindelzeiten sprechen für andere Erkrankungen als Morbus Menière (etwa Lagerungsschwindel, mangelnde Blutversorgung des Innenohres, Entzündungen). Tritt zwischen den Anfällen ein ständiger Schwindel ohne weitere Merkmale von Menière-Anfällen auf, handelt es sich bei diesem "zusätzlichen Schwindel" häufig um psychogenen Schwindel, der u.a. durch Prinzipien der klassischen und operanten Konditionierung sowie der Reizgeneralisierung erklärt werden kann[2].
Als Tumarkinsche Otolithenkrise oder vestibuläre Drop-Attacks bezeichnet man plötzliche Stürze ohne Bewusstseinsverlust bei Patienten mit Menière-Erkrankung. Ungefähr 5 % der Patienten mit Menière-Erkrankung leiden daran. Die Erkrankung wurde erstmals 1936 von A. Tumarkin beschrieben.
Im Anfall verschlechtert sich das Hörvermögen des erkrankten Ohres, verbunden mit einem Ohrgeräusch (Tinnitus) und Druckgefühl. Hörstörung und Tinnitus können nach den ersten Anfällen wieder verschwinden, bei häufigeren Anfällen bleiben die Schwerhörigkeit und meist auch der Tinnitus bestehen. Eine Hörminderung kann dem Vollbild des Morbus Menière Jahre vorausgehen. Der Hörverlust betrifft beim Morbus Menière meist besonders den Tieftonbereich, auffallend oft wird auch über ein verzerrtes Hören geklagt. Das Ausmaß der Hörstörung steht in keinem Zusammenhang mit Schwere und Häufigkeit der Anfälle.
Kommt es während einer Menière-Attacke zu einer Verbesserung einer vorbestehenden Hörminderung, spricht man vom (seltenen) Lermoyez-Syndrom. Ob es sich dabei um eine Sonderform der Menière'schen Erkrankung oder um eine eigenständige Erkrankung handelt, ist nach wie vor ungeklärt.